Irlands reiches Erbe in neuer Blüte

Land, Leute, Irish Whiskey

Irland ist seit einigen Jahren ein weltweit beliebtes Reiseziel. Davon profitiert auch die so genannte Renaissance des Irish Whiskey, der sich wachsender Beliebtheit erfreut. Doch ebenso ist er ein bedeutender Katalysator für Irlands Tourismus. Patrick Tilke über Irlands reiches Erbe in neuer Blüte.
 
Irland gilt seit einigen Jahren als eines der beliebtesten Reiseziele der Welt. Gerade für die Deutschen ist die Grüne Insel ein Liebling der besonderen Art. So stehen wir als jährliche Besucher nach Großbritannien, Europa und den USA und Kanada auf Platz 4 weltweit. Nicht weniger gut gestellt sind wir beim Konsum irischen Whiskeys und dem Besuch irischer Brennereien. Hier stehen wir gar auf Platz 3 nach den USA und Russland und auf Platz 2 nach den USA. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Tatsache aber ist, dass irischer Whiskey seit einigen Jahren eine ungemeine Renaissance erfährt. Ein Resultat dieses Wiederauflebens ist, dass Irland und sein Whiskey vermehrt bei uns auftauchen – nicht nur in Form von Pubs, berühmten Musikern oder Festivals, sondern auch im Kleid ihrer Whiskeymacher selbst. Wer im vergangenen November die Fachmesse InterWhisky in Frankfurt am Main besuchte, konnte auf Tuchfühlung mit vielen neuen Produzenten irischen Whiskeys gehen, die mit Glanz in den Augen von ihrer Heimat und ihren neuen Whiskeys berichten. Es war sichtlich spürbar, dass sie mit Überzeugung an der Zukunft der irischen Whiskeyindustrie arbeiten.
 
Dabei hat irischer Whiskey eine lange Tradition. Mehrheitlich übereinstimmend ist man der Meinung, dass die frühe Destillation des „Wasser des Lebens“ dank irischer Mönche, die die Kunst der Destillation aus dem Mittleren Osten und dem Mittelmeerraum in ihre Heimat brachten, hier begann. Heraus kam dabei nicht nur ungelagerter Poitín aus einer ganzen Reihe von Naturalien, sondern auch die Kunst der dreifachen Destillation und die Reifung des Getreidebrands in einem überaus wohltemperierten Klima. Im „Goldenen Zeitalter“ des 19. und beginnenden 20. Jahrhundert erwuchs irischer Whiskey so zum weltweit beliebtesten Whiskey, bekannt für seinen sanften, aromareichen Geschmack. Der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert einsetzende Niedergang war dabei nicht dem Whiskey selbst geschuldet, sondern einer Reihe von technologischen, kommerziellen und politischen Faktoren, so dass 1948 von einst über 1.200 Brennereien nur noch drei bestanden. Als 1989 der im Whiskey studierte Tycoon John Teeling mit seiner Cooley Distillery auf den Plan trat, belächelte man sein gewagtes Unternehmertum noch. Doch nur wenige Jahre später deuteten sich zaghaft erste Triebe einer „Renaissance“ des Irish Whiskey an, die bis heute unter diesem Schlagwort blüht und gedeiht.
 
Heute zeigt sich diese Renaissance in einer ganzen Reihe von Entwicklungen. Es waren vor allem die so genannten unabhängigen Abfüller – in Irland traditionell „Bonders of Irish Whiskey“ genannt – die neben Teeling plötzlich die Vielfalt irischen Whiskeys bereiteten. Heute entstehen etliche neue Brennereien, die mit Wagemut den eigenen Whiskey produzieren.  Und die etablierten Brennereien probieren sich mit neuen Versuchsanordnungen ihrer Standards – von Craft Innovationen bis teils außergewöhnlichen Finishes bewegt man sich agil im Markt der Bedürfnisse. Geprägt ist diese Entwicklung aber auch durch Investments internationaler Großkonzerne. Zuletzt übernahm 2016 das traditionsreiche, amerikanische Whiskeyunternehmen Brown-Forman die Marke Slane Castle und wird vor Ort eine eigene Brennerei errichten. Jüngst lancierte der Spirituosenkonzern Diageo seinen eigens entwickelten Blended Whiskey Roe & Co. In der Folge liegen nun offiziell Pläne für den Bau einer neuen Brennerei im Herzen von Dublin nebst der hauseigenen Brauerei Guinness vor. Der irische Whiskeymarkt ist, so kann man konstatieren, kräftig in Bewegung geraten.

 

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