Den Kinderschuhen entwachsen

Kilchoman Distillery

Bei ihrer Gründung 2005 war sie die erste neue Destillerie auf der Whisky-Insel Islay seit mehr als 120 Jahren. Nicht einmal zwei Jahrzehnte später ist die Kilchoman Distillery aus der Whiskylandschaft Islays nicht mehr wegzudenken. Doch was erwartet einen, wenn man die Destillerie besucht? Wolfgang F. Rothe hat sich für Sie auf den Weg gemacht.

 

Weithin menschenleer, einsam und rau – so präsentiert sich die Insel Islay denen, die sich hierher verirren. Die wenigen Ortschaften, die mehr sind als nur ein paar verstreute Anwesen, verbinden gerade einmal drei größere Straßen. Noch einmal deutlich abgelegener ist die Kilchoman Distillery. Sie ist nicht nur die westlichste Destillerie auf der Insel, sondern auch die Einzige, die nicht direkt am Meeresufer liegt. Benannt wurde sie nach der unweit entfernten Kilchoman Church, die in den 70er-Jahren aufgegeben wurde und inzwischen eine Ruine ist. Ausgerechnet hier gründete Anthony Wills seine Destillerie, und zwar als Farmdestillerie. Mittlerweile sind fast zwei Jahrzehnte vergangen, und aus den bescheidenen Anfängen entstand ein Unternehmen, das sich hinter den anderen Destillerien der Insel nicht verstecken muss.

 

Erreichbarkeit / Öffnungszeiten

Trotz ihrer abgelegenen Lage ist die Kilchoman Distillery gut zu erreichen. Die Zufahrtsstraßen sind eng, aber mehr als ausreichend beschildert. Allerdings ist man dabei auf Auto oder Taxi angewiesen, da es keine Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel gibt. Geöffnet ist das ganze Jahr über von 09:45 Uhr bis 17:00 Uhr. Samstags ist geschlossen, in den Wintermonaten (von November bis März) auch sonntags.

 

Bewertung: Gut

 

 

Ambiente / Erster Eindruck

Die Destillerie liegt inmitten weiter, einsamer Landschaft, umgeben von Feldern und Weiden. Genau so stellt man sich eine traditionelle Farmdestillerie vor, wobei der Farm- mittlerweile deutlich hinter den Destilleriebetrieb zurücktritt. Den gepflegten Gebäuden sieht man größtenteils an, dass sie noch nicht allzu lange dort stehen. Es gibt einen großen Parkplatz und einen einladenden Außenbereich mit Sitzgelegenheiten.

 

Bewertung: Sehr Gut

 

 

Team

Wenn man die Kilchoman Distillery in den ersten Jahren ihres Bestehens besucht hat, konnte man sich schnell ein wenig verloren vorkommen. Man musste suchen, um jemanden zu finden, der einem weiterhelfen konnte. Das hat sich mittlerweile komplett geändert. Die Familie Wills – Anthony mit seiner Frau Kathy und deren drei Söhnen James, George und Peter – haben ein junges und engagiertes Team um sich geschart.

 

Bewertung: Sehr Gut

 

 

Angebote

Die drei verschiedenen Touren, die derzeit angeboten werden, dürften so ziemlich allen Bedürfnissen gerecht werden: Die einstündige „Classic Tour“ kostet 10 Pfund und beinhaltet die Verkostung von zwei Standardabfüllungen. Mehrere Sonderabfüllungen kann man im Rahmen der zweistündigen „Limited Edition Tour“ verkosten, muss dafür aber auch 40 Pfund bezahlen. Dazwischen liegt die 25 Pfund teure „Roving Tour“.

 

Bewertung: Sehr Gut

 

 

Gastronomische Versorgung

Zum Visitor Center gehört ein Café, in dem man aus einer Vielzahl von Heiß- und Kaltgetränken auswählen kann. Die vor Ort produzierten Whiskys werden natürlich auch in reicher Auswahl angeboten. Außerdem gibt es hausgemachten Kuchen und Gebäck sowie Suppen, Sandwiches und Snacks. Wem der Sinn nach einem kompletten Menü steht, sollte sich allerdings mindestens einen Tag vorher anmelden.

 

Bewertung: Sehr Gut

 

 

Distillery Shop

Im Vergleich zu den anderen Destillerien auf der Insel Islay gehört die Kilchoman Distillery zu den kleinsten. Im Vergleich zur Größe der Destillerie gehört ihr Visitor Center hingegen zu den größten. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt: Gläser, Souvenirs und Werbeartikel ebenso wie Kleidung, Badutensilien und Bücher, und nicht zuletzt auch mehrere verschiedene Limited Editions des vor Ort produzierten Whiskys.

 

Bewertung: Sehr gut

 

 

Preis-Leistungs-Verhältnis

Anders als zum Beispiel bei Bowmore kann die Kilchoman Distillery aufgrund ihrer abgelegenen Lage nicht mit Laufpublikum rechnen. Wer hierher kommt, muss hierher kommen wollen. Damit aber Leute hierher kommen wollen, muss man sie anlocken – nicht zuletzt mit günstigen Preisen. Und das ist hier der Fall. Wo sonst wird zum Beispiel noch eine Tour für gerade einmal 10 Pfund inklusive zwei Drams angeboten?

 

Bewertung: Sehr gut

 

 

Fazit

Anfänglich besaß die Kilchoman Distillery ein vergleichsweise kleines Produktionsequipment. Das damit verarbeitete Malz mälzte man auf dem destillerieeigenen Malzboden. Den Malzboden gibt es zwar immer noch, aber das hier produzierte Malz reicht schon länger nicht mehr aus, um den stetig gewachsenen Bedarf zu decken. Das ist umso mehr der Fall, als 2019 ein zweites Paar Stills in Betrieb genommen wurde. Dennoch ist die Kilchoman Distillery nach wie vor das, was sie von Anfang an sein wollte: eine Farmdestillerie. Die für die alljährlich neu erscheinenden „100 % Islay“-Editionen verwendete Gerste wächst auf den umliegenden Feldern heran und wird vor Ort gemälzt. Authentizität wird bei Kilchoman großgeschrieben. Zwar ist die Destillerie den Kinderschuhen entwachsen, ihre Jugendlichkeit hat sie sich aber bewahrt.


Mystery DistilleryCheck

Kilchoman Distillery      
Testurteil     1,1
       
Erreichbarkeit / Öffnungszeiten     2
Ambiente / Erster Eindruck     1
Team     1
Angebote     1
Gastronomische Versorgung     1
Distillery Shop     1
Preis-Leistungs-Verhältnis     1
       

Adresse

Kilchoman Distillery
Rockside Farm, Isle of Islay
PA49 7UT Scotland
www.kilchomandistillery.com

 

Autor

Dr. Wolfgang F. Rothe
wasserdeslebens@gmx.net

 

Fotovermerk

Wolfgang F. Rothe

Bilder zum Artikel:

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